PSVR: Aktuelle Herpesfälle im Rheinland – Panik vermeiden

Unser Dachverband, der Pferdesportverband Rheinland, hat heute die folgende Erklärung veröffentlicht, die wir freundlicherweise auch bei uns veröffentlichen dürfen und der wir uns anschliessen:

Der Herpesvirus ist bei Pferdebesitzern eine nicht zu Unrecht gefürchtete Krankheit. Sie kann bei hochtragenden Stuten Aborte auslösen, zu Atemwegsinfektionen und Erkrankungen des Nervensystems führen. In einigen Fällen verläuft die Krankheit beziehungsweise deren Begleiterscheinungen zudem tödlich. Durch aktuell bestätigte Krankheitsfälle in einem Betrieb in Wermelskirchen ist nun im gesamten Landesverband und auch über seine Grenzen hinaus eine gewisse Panik entstanden. Bedingt durch einen oft unzureichenden Informationsfluss und fehlendes Hintergrundwissen in Bezug auf die Krankheit ist die Gerüchteküche in der momentanen Situation Auslöser für große Ängste und zum Teil auch zahlreichen Überinterpretationen. „Wir haben es hier mit einem sehr ernstzunehmenden Problem zu tun“, weiß PSVR-Vorstand Rolf-Peter Fuß. „Es ist jedoch immens wichtig, eine Panik zu vermeiden“, erklärt der erfahrene Pferdemann, der in den vergangenen Tagen gemeinsam mit seinem Team vom Pferdesportverband Rheinland darum bemüht war, die tatsächlichen Fakten auf den Tisch zu bringen, um Klarheit zu schaffen. Dazu gehörten zahlreiche Gespräche mit erfahrenen Tierärzten und Tierkliniken sowie verschiedenen Reitstallbetreibern und Pferdebesitzern.

Es gibt derzeit im gesamten Landesverband einen Betrieb (in Wermelskirchen), der den Ausbruch des Virus bestätigt hat. Nach Rücksprache mit einer der behandelnden Tierärztinnen kann versichert werden, dass die Vorsichtsmaßnahmen durch den Anlagenbetreiber und die betreffenden Pferdehalter maximal sind. Die im betroffenen Stalltrakt untergebrachten Pferde stehen unter absoluter Boxenruhe und dürfen das Gebäude zu keiner Zeit verlassen. So konnte bisher auch verhindert werden, dass es bei in anderen Stalltrakten untergebrachten Pferden zu einem Ausbruch der Krankheit kam. Zudem ist der gesamte Betrieb seit Ausbruch der Krankheit Sperrzone für Menschen und Pferde von außerhalb. Die Tiere stehen unter intensiver tierärztlicher Betreuung. Drei Tiere, die in eine Tierklinik verbracht wurden, sind an den Folgen der Erkrankung verstorben. Nach derzeitigem Kenntnisstand konnte bisher lediglich bei einem dieser verstorbenen Pferde der Herpesvirus nachgewiesen.

Durch die unternommenen Maßnahmen, die seit ungefähr vier Wochen strikt durchgeführt werden, sind die behandelnden Tierärzte zuversichtlich, den Virus zeitnah in den Griff zu bekommen und die Vorsichtsmaßnahmen in der nahen Zukunft wieder lockern zu können.

Für die Befürchtungen und Sorgen der Pferdehalter haben sowohl die Tierärzte als auch PSVR-Vorstand Rolf-Peter Fuß ein grundsätzliches Verständnis, allerdings ist sie in den meisten Fällen nach Meinung der Experten eher unbegründet. Denn der Virus, dessen latente Träger ungefähr 80 Prozent der Gesamtpopulation ausmachen, wird nicht über die Luft übertragen. Die Aktivierung oder Neuansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Hier liegt es in der Verantwortung der einzelnen Pferdehalter, Tierärzte und Hufschmiede, die mit einem erkrankten Pferd in Kontakt waren, gezielte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Die Infektion durch indirekten Kontakt, das heißt über Menschen und zum Beispiel Gegenstände, ist in ihrer Häufigkeit allerdings deutlich geringer als die Aktivierung über Direktkontakt.

In der momentanen Situation haben einige Reitanlagenbetreiber zum Schutze ihrer Einstaller ihre Betriebe als Sperrzone erklärt. Dies hat dazu geführt, dass zahlreiche Gerüchte weiterer Fälle kursieren – hierbei handelt es sich jedoch um reine Vorsichtsmaßnahmen! Wie gleich mehrere Tierärzte bestätigten, sind diese Vorsichtsmaßnahmen in der aktuellen Situation allerdings nicht zwingend notwendig. „Wichtig ist es im Moment, einen klaren Kopf zu bewahren und sich nicht durch die potenzierende Wirkung der Social Media Plattformen in unnötige Panik versetzen zu lassen“, betont Rolf-Peter Fuß. „Wir als Pferdesportverband werden das Thema selbstverständlich im Auge behalten und in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Tierärzten stehen. Sollten sich weitere bestätigte Krankheitsfälle ergeben, werden wir darüber informieren und auch bei einer weiteren Ausbreitung der Krankheit entsprechend reagieren“ so der PSVR-Vorstand. Es ist dringend angeraten, sich bei einem Verdachtsfall an den Haustierarzt zu wenden und auch im Vorfeld eventuelle Fragen in Bezug auf Sicherheitsmaßnahmen mit entsprechenden Fachleuten zu klären. Gegen die Durchführung bevorstehender Pferdesport-Veranstaltungen bestehen aus medizinischer Sicht laut übereinstimmender Auskunft aller befragten Veterinäre keinerlei Bedenken. Daher wird auch der am Wochenende bevorstehende Hallengeländeritt im Pferdesportzentrum Rheinland aufgrund des derzeitigen Kenntnisstands durchgeführt. Somit bestehen auch gegen die Durchführung von Turnierveranstaltungen aus medizinischer Sicht keine Bedenken.

Nähere Informationen zu Herpes finden Sie unter:

https://www.zoetis.de/conditions/pferde/equines-herpesvirus.aspx

http://www.pferdeklinik-cronau.de/info/info_herpes.htm

http://www.msd-tiergesundheit.de/News/Fokusthemen/Equines_Herpesvirus/Einleitung.aspx