FN beschließt Kostenentlastung der Turnier-Veranstalter

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Hannover, Bremen, Lingen, Schenefeld – die Absage renommierter Turnierstandorte sorgte in jüngster Vergangenheit für Schlagzeilen. Es sind aber nicht nur die großen und internationalen Veranstalter, denen Sponsoren, Helfer und infolgedessen die Kosten davonlaufen, auch viele „ländliche“ Turniere sehen sich mittel- oder langfristig in Gefahr. Eine Gebührensenkung, vor allem aber die Möglichkeit, einen erhöhten Organisationskosten- oder besser Veranstalteranteil je Nennung einzubehalten, soll die Turnierausrichter daher ab kommendem Jahr entlasten.

Im Jahr 2014 gab es rund 3.500 Turniere in Deutschland. Dennoch agiert schätzungsweise nur ein Drittel der insgesamt 7.681 Vereine auch als Turnierausrichter, denn manche sind mehrmals im Jahr Gastgeber für andere Pferdesportler. In Zukunft könnten es noch weniger werden. „Die Hilferufe der Veranstalter werden immer lauter“, sagt Friedrich Otto-Erley, Leiter der Abteilung Turniersport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.

Kurzentschlossen haben die FN und die Landespferdesportverbände daher ein Maßnahmenpaket geschnürt, das die Veranstalter ab kommendem Jahr entlasten soll. So werden die Veranstalterbeiträge zur Züchterprämie bei nationalen Turnieren bis 20.000 Euro Preisgeld sowie bei internationalen Veranstaltungen mit bis zu 100.000 Euro Preisgeld von vier auf drei Prozent gesenkt, bei internationalen Veranstaltungen mit Preisgeldern über 100.000 Euro von zwei auf ein Prozent. Darüber hinaus reduziert sich die internationale FN-Gebühr von 2,5 auf zwei Prozent. Außerdem entfallen für internationale Turniere die Ausschreibungsgebühren im FN-Kalender in der Fachzeitschrift „Pferdesport international“.

Auch Turnierteilnehmer tragen ihren Teil bei
Für ein Plus in den Taschen der Veranstalter sorgt künftig auch die Möglichkeit, einen höheren Organisationskostenanteil von den Turnierteilnehmern zu fordern. Bislang errechnete sich der Einsatz je Startplatz aus einem Organisationskostenanteil in Höhe von drei Euro für den Veranstalter sowie drei Prozent des Preisgeldes der genannten Prüfung. Ab April kann dieser Organisationskostenanteil – der voll und ganz dem Veranstalter zugutekommt – auf maximal acht Euro erhöht werden. „Dem Veranstalter steht es dabei völlig frei, ob überhaupt, in welchem Umfang und für welche Prüfungen er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen möchte“, erklärt Otto-Erley. So werden bei einem Turnier vielleicht nur die Springprüfungen teurer, um den sanierten Springplatz und die neuen Hindernisse mitzufinanzieren, bei einem anderen reicht eine moderate Steigerung um einen Euro in allen Prüfungen zur Verbesserung der Bilanz aus. „Für die Reiter kann eine Nennung um maximal fünf Euro pro Startplatz teurer werden als bisher. Damit hat ein Veranstalter mit beispielsweise 1.500 Startplätzen, je nachdem wie weit er den Organisationskostenanteil ausschöpft, bis zu 7.500 Euro mehr auf der Habenseite „, so der FN-Turniersportchef.

Infrastrukturabgabe entfällt
Im Gegenzug entfällt die Infrastrukturabgabe, die seit 2013 für jedes gestartete Pferd einbehalten werden konnte. „Dies war ein erster Versuch, die Veranstalter zu entlasten, der von vielen sehr begrüßt wurde. Es stellte sich jedoch in der Praxis als schwierig heraus, das Geld vor Ort einzusammeln. Daher wurde immer häufiger der Wunsch an uns herangetragen, die Abgabe gleich mit der Nennung einzubehalten“, so Otto-Erley.

Wirtschaftlichkeit der Turniere gewährleisten
Ein Turnier zu veranstalten ist für einen Verein keine Selbstverständlichkeit. Warum sich Vereine dafür entscheiden, begründeten sie in einer großen, 2012 von der FN initiierten Veranstalterumfrage vor allem mit der „Förderung des Turniersports“ (64 Prozent), vielfach speziell der Jugendförderung, sowie „die Außendarstellung des Vereins“ (57 Prozent) genannt. Beinahe die Hälfte (47 Prozent) möchte damit ein Angebot für seine Vereinsmitglieder schaffen und in 42 Prozent der Fälle gehört das eigene Turnier einfach zur Tradition. „Verdienstzwecke“ nannten dagegen nur für knapp ein Drittel (32,8 Prozent) als Grund. Stellt man jedoch die Frage „Woran machen Sie persönlich fest, ob Ihr Turnier gut und erfolgreich war?“, sind es fast doppelt so viele. Für 61,2 Prozent der Umfrageteilnehmer kommt der wirtschaftliche Erfolg gleich nach der positiven Rückmeldung der Teilnehmer (89,5) und der guten Resonanz und Stimmung bei den Helfern (64,4). „Wenn dann unterm Strich nichts hängen bleibt, verliert man auch nach 41-jähriger Tradition irgendwann die Lust“, brachte es ein Umfrageteilnehmer auf den Punkt.

Die Folgen liegen auf der Hand: „Wenn für den Verein nicht mehr minimum Plus-Minus-Null herauskommt, werden wir kein Turnier mehr ausrichten.“ Noch scheint es weitgehend mit der „schwarzen Null“ zu klappen, auch wenn allein in diesem Jahr die Zahl der angemeldeten Turniere in Deutschland um ein Prozent zurückging. Insgesamt gaben 52 Prozent der Umfrageteilnehmer an, die Zukunft ihres Turniers mittel- und langfristig in Gefahr zu sehen.

Freiwillige Helfer verzweifelt gesucht
Als Hauptgrund identifiziert fast die Hälfte der betroffenen Veranstalter die nachlassende Bereitschaft ihrer Mitglieder, aktiv oder finanziell zum Gelingen des Turniers beizutragen. Dies deckt sich mit den Aussagen im Sportentwicklungsbericht 2011 (SEB), in dem die Bindung und Gewinnung ehrenamtlicher Funktionsträger die Liste der Existenz bedrohenden Probleme der Vereine anführt. In der FN-Veranstalterumfrage äußert sich diese Tendenz in Klagen wie „ehrenamtliche Helfer fehlen“, „trotz guter Stimmung sind immer weniger Helfer da“, „schwierig, genug Helfer zu mobilisieren“ und ähnlich lautenden Aussagen. Auch scheint die Verantwortung für ein Turnier immer häufiger auf einigen wenigen Schultern zu ruhen, wie es dieser Umfrageteilnehmer beschreibt: „Die Organisation im Vorfeld bzw. Durchsetzung verschiedener Maßnahmen liegt in den Händen von wenigen. Die meisten Mitglieder äußern nur Wünsche, tragen aber nichts zur Umsetzung und Gestaltung bei und sind darüber hinaus nur widerwillig zum Einsatz beim Turnier bereit.“

Der Ersatz der freiwilligen Helfer durch bezahlte Kräfte treibt die Ausgabenseite eines Turniers jedoch in die Höhe, parallel zu den „wachsenden Ansprüchen der Reiter“ und den „immer neuen Auflagen, Nebenkosten und Gebühren“. Dabei fällt es den Vereinen immer schwerer, die nicht durch Nenngelder gedeckten Kosten durch Einnahmen aus Sponsoring, Spenden oder einem florierenden Bewirtungszelt auszugleichen. Kein Wunder also, dass die Finanzierbarkeit und Kostendeckung eines Turniers immer mehr zum Kraftakt werden.

Von dem jetzt vom Beirat Sport der FN verabschiedeten Maßnahmenpaket und der Flexibilisierung des Organisationskostenanteils erhofft sich Friedrich Otto-Erley aber nicht nur eine Zukunftssicherung der Turniere, sondern auch eine qualitative Verbesserung. „Mit ihrem Zuschuss für den Veranstalter tun sich die Reiter im Grunde auch selbst etwas Gutes, denn dieser soll ja in erster Linie für gut organisierte Veranstaltungen mit guten Böden und guter Infrastruktur sorgen“, sagt der FN-Turniersportchef.

(Die vollständige Pressemitteilung der FN mit vielen weiteren Informationen findet Ihr hier.)