EM Voltigieren: Neuss im Doppelpack auf Rekordjagd

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Ebreichsdorf. Das gab es selbst in der überaus erfolgreichen Geschichte der Voltigierer vom Nixhof noch nie: Das Senior- und das Juniorteam des RSV Neuss-Grimlinghausen sind erstmals gemeinsam auf EM-Mission unterwegs. Die Europameisterschaften beider Kategorien finden – wie bereits 2011 in Le Mans – am selben Ort statt. Für das Championat auf der Anlage Magna Racino im österreichischen Ebreichsdorf – südlich von Wien gelegen – konnten sich die Rheinländerinnen in beiden Kategorien qualifizieren, in der altersoffenen Klasse sowie in der U18.

Foto: Daniel Kaiser

Ein Rückblick: 2006 hatten die Voltigierer aus Neuss das Finale bei den Weltreiterspielen in Aachen gewonnen. Im Anschluss folgte eine lange Durststrecke, in der der internationale Juniorenwettbewerb eingeführt wurde. 2011, als sich die RSV-Pferdeakrobatinnen erstmals wieder bei einer Championats-Qualifikation durchsetzen konnten, verpasste der Nachwuchs das Ticket und musste Hamburg den Vortritt lassen. 2012 qualifizierten sich dann beide Neusser Teams. Allerdings wurde der U18-EM-Wettbewerb im slowakischen Pezinok und die Senioren-WM in Le Mans ausgetragen.

2013 gelang nun erstmals das Meisterstück, das zuvor nur den Bayern vom VV Ingelsberg gelungen war: Ein Verein stellt beide deutschen Teams bei einem Doppel-Championat. Allerdings können die Neusser einmal mehr auf Rekordjagd gehen. Denn einen Doppelsieg hat bislang noch niemand erringen können. Die Ingelsberger Junioren gewannen 2009 in Schweden, das Seniorteam musste sich dort aber mit Rang drei zufrieden geben.

Derlei statistische Spielereien interessieren Meistertrainerin Jessica Schmitz aber nur wenig. „Wir geben wie immer unser Bestes, alles andere entscheiden die Richter“, sagt die 31-jährige Eventmanagerin, die mit dem über 50-köpfigen deutschen Team seit Sonntag in Ebreichsdorf weilt. Über den möglichen historischen Triumph hat sie noch nicht nachgedacht. „Und jetzt tu ich einfach mal so, als wüsste ich es noch immer nicht.“ Ihr Motto: „Erst reinhauen und dann über historische Erfolge reden.“ Diese Reihenfolge sei ihr lieber.

Die Weichen sind derweil gestellt: Die ersten Übungseinheiten auf dem Boden der Alpenrepublik verliefen erfolgsversprechend. Die Verfassungsprüfung am Dienstag passierten die Pferde Remake (Junioren), Arkansas (Senioren) und Delia (Ersatz) souverän. Den heutigen Mittwoch, bei dem die Einzelvoltigierer ihren Auftakt geben, nutzt die RSV-Delegation als Ruhetag mit leichtem Training. Am morgigen Donnerstag steigen die beiden Mannschaften dann ab 9 Uhr (Junioren) und 13 Uhr (Senioren) mit der Pflicht in den Wettkampf ein. Die U18-Vertretung der Trainerinnen Simone Lang-Wiegele und Antje Hill geht als Titelverteidiger ins Rennen. Ebenso die Schmitz-Schützlinge, die 2011 siegten, bei der WM im Vorjahr allerdings der Schweiz den Vortritt lassen mussten und nun heiß auf eine Revanche sind.

Stichwort heiß: So ist auch das Wetter. Schmitz nimmt es mit Humor. „Vielleicht macht sich ja unser Trainingslager in der arabischen Sonne bezahlt“, scherzt die Meistertrainerin und verweist auf die Showreise nach Katar im März. Diesbezüglich gibt es im Übrigen ein Wiedersehen. Dr. Andras Tatar, Direktor des Pferdesportzentrums Al Shaqab, der den Neussern die Reise an den Persischen Golf erst ermöglicht hatte, reiste am Dienstag höchstpersönlich nach Ebreichsdorf und wird den Neussern offiziell die Daumen drücken. Schmitz: „Das sorgt nicht unbedingt für weniger Druck.“ Der gebürtige Ungar, der seit neun Jahren in Katar lebt und früher selbst aktiv als Pferdeakrobat unterwegs war, nutzt den privaten Ausflug mit seiner Familie vermutlich auch als Geschäftstermin. Denn es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass sich Al Shaqab für die Weltreiterspiele 2022 bewerben wird. Die monumentale Anlage Magna Racino hatte sich für die 2018er-Auflage aufgestellt, die Bewerbung allerdings Anfang des Jahres überraschenderweise zurückgezogen. Doch derlei Zukunftspläne interessieren in Neuss derzeit ebenfalls nicht. Aktuell wird einzig und allein und überaus fleißig an der Gegenwart gebastelt.

Aus dem Rheinland kämpfen außerdem auch Kölner Voltigierer in Ebreichsdorf um kontinentales Edelmetall: Im Doppelvoltigieren treten Justin van Gerven und Gera Marie Grün an, außerdem Torben Jacobs und Pia Engelberty. Und auch in den Einzelkonkurrenzen hat die Jugendreitergruppe Köln mit Corinna Knauf und Miro Rengel heiße Eisen im Kampf um EM-Ehren im Feuer.

Wir danken Daniel Kaiser für diesen Beitrag!

[box type=“info“ border=“full“]Weitere Infos: www.vaulting2013.com[/box]