Einzel-Silber und Kür-Bronze für Juliette Piotrowski bei der EM

,

Eigentlich hatte sie mit dem Gewinn von Mannschaftssilber ihre Ziele bei der Dressur-Europameisterschaft der Jungen Reiter (U21) im französischen Compiègne schon erreicht: Dressurreiterin Juliette Piotrowski wollte nach der „Ersatzpferd-Diskussion“ und dem Teamerfolg einfach noch die restlichen beiden Entscheidungen im Viereck – im Einzel und in der Kür – genießen. Denn angesichts der extrem starken Konkurrenz, vor allem den im Teamwettbewerb siegreichen Niederländerinnen, sah sie sich selbst im Einzel nicht in einer Favoritenrolle fürs Siegertreppchen.

Deshalb konnte die 20-Jährige am Samstagvormittag völlig befreit und gelöst mit ihren Rappen Sir Diamond ins Viereck traben. „Das war wahrscheinlich auch die beste Strategie“, sagte Oliver Oelrich, der die deutschen Nachwuchsreiter gemeinsam mit Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen vor Ort betreut. „Juliette war einfach Spitze, konnte durch exaktes, korrektes und total fehlerfreies Reiten Punkte sammeln.“ So viele Punkte, dass die Kaarsterin am Ende Silber in der ersten der zwei Einzelentscheidungen (Sonntag folgte die Kür) gewann! 76,421 Prozentpunkte bekam Juliette Piotrowski für ihre Vorstellung im Sattel ihres achtjährigen Oldenburgers. Besser war nur die Dänin Cathrine Dufour mit Atterupaards Cassidy (77,789), die zum dritten Mal in Folge den Titel bei den Jungen Reitern holte. Bronze sicherte sich die Niederländerin Stephanie Koijman auf Winston.

Völlig aufgelöst feierte die angehende Bereiterin, die von ihrer Mutter Claudia Haller trainiert wird, ihren Erfolg. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, ich wollte einfach eine tolle Aufgabe reiten und die Prüfung genießen“, freute sie sich über ihre zweite EM-Medaille. Ihre Mutter fieberte am Rand mit. „Ich bin jede Lektion quasi mitgeritten, habe jeden Schritt von Dir Diamond im Viereck mitgefühlt“, sagte sie. Das exzessive „Mitfiebern“ hat sich gelohnt: Inzwischen hängen zwei Silbermedaillen um den Hals ihrer Tochter.

Und es sollte noch eine dritte Medaille hinzukommen. Denn auch am Sonntag in der Kür trumpfte die Kaarsterin auf. Für ihre dynamische und zur Musik passend gestaltete Kür erhielt die 20-Jährige von den Richtern starke 76,425 Prozent. Damit ging die angehende Pferdewirtin zunächst in Führung, wurde dann aber von der Niederländerin Stephanie Koijman auf Winston (79,225 Prozent) und der Dänin Cathrine Dufour auf Atterupaards Cassidy (83,6) auf Platz drei verwiesen. Doch das störte Juliette überhaupt nicht: „Drei Starts und drei Medaillen bei meiner allerersten Europameisterschaft, das ist ein Traum“, war sie begeistert. „Das ist schon so viel mehr als ich mir erhofft hatte. Ich hatte hier eine unvergessliche Woche, das gesamte deutsche Team hat zusammengehalten und es herrschte eine tolle Atmosphäre.“

Heute geht’s für das Team erst mal nach Hause – Sie Diamond darf dann einige Tage auf Gut Müllershof in Osterath – der Wirkungsstätte von Claudia Haller – ausspannen. „Das hat er sich jetzt auch mehr als verdient“, meint seine Reiterin.